Engeraner Frühaufsteher überrumpeln Braker Langschläfer. Als die zweiten Herren des TVC Enger an diesem grauen Herbstmorgen das Land der Träume verließen und sich den Schlafdreck aus den Augen rieben, war selbst der Hahn des örtlichen Bauers noch nicht wach. Okay, das ist vielleicht ein bisschen Übertrieben, aber vielen Spielern konnte man an ihren verschlafenen Gesichtern ansehen, dass sie vielleicht doch noch lieber einige Stunden geschlafen hätten, bevor sie im vierten Saisonspiel die dritten Herren des TuS Brake empfangen. Doch nach einem erfolgreichen Testspiel in der Vorbereitung gegen ebendiese Braker und den ersten zwei Punkten im Derby gegen Lenzinghausen vergangenen Samstag war zum Anpfiff um zehn Uhr trotzdem schon genügend Motivation vorhanden. Ein weiterer Vorteil daran, so früh zwei Punkte in der eigenen Halle zu verteidigen, ist, dass man es noch rechtzeitig zum Sonntagsspiel auf die Bielefelder Alm schafft und sich dort ohne Schuldgefühle den ein oder anderen Aperol genehmigen kann. Doch die zwei Punkte mussten sich zunächst erarbeitet werden, und das ohne einen Helden im Tor und ohne eine Windmühle im ohnehin schon dünn besetzen Rückraum. Trotz der hohen Motivation, dominierte Müdigkeit die Anfangsphase des Spiels. Auf beiden Seiten wurde zunächst eher im Stand statt dynamischem Tempohandball gespielt. Aufgrund der großartigen engeraner Abwehr, besonders der überragenden Mittelblocker Sepp und Nülle, hatten die Braker jedoch die größeren Probleme und konnten deshalb innerhalb der ersten zwanzig Minuten nur ein Tor verbuchen. Hauptsächlich durch Rückraum-Monster Steve und Siebenmeter-Experte Louis konnten sich die Engeraner bereits in dieser Phase mit durchschnittlich fünf Toren Führung absetzen. Letzterer führte durch seine Kanonenkugel-Strafstöße nicht nur nach Abpfiff die Torschützenliste an, sondern spielte den gegnerischen Torhüter derart schwindelig, dass dieser im letzten Siebenmeter durch einen Feldspieler ersetzt werden musste. Doch diese zunächst undurchsichtige Auswechslung der Braker erwies sich als effektiver Schachzug, denn der Siebenmeter mit Feldspieler-Torwart war der einzige Wurf im gesamten Spiel, den Louis verwarf.

Im letzten drittel der ersten Halbzeit feierte TVC-Legende Kaiser seine Rückkehr in den engeraner Rückraum und zeigte mit einem beinahe lupenreinen Hattrick gleich seine Qualitäten. Doch auch der TuS Brake wachte in dieser Phase aus der Schläfrigkeit auf und konnte immerhin vier weitere Tore verbuchen. Nachdem die Engeraner am Wochenende zuvor nach einer Auszeit neun Sekunden vor Schluss den Ballbeitz verloren und fast noch den Ausgleich kassiert hatten, klappte es diesen Sonntag besser mit dem Parteiball. Diesmal kam das Timeout bereits achtzig Sekunden vor Halbzeitpfiff, vierzig Sekunden vor Schluss drohte der Schiedsrichter mit passivem Spiel. Mit nur noch einem verfügbaren Pass waren die Engeraner gezwungen zu werfen, doch der Wurf ging abgefälscht ins Toraus. Die darauffolgende Ecke wurde durch einen Freiwurf entschärft, dieser Freiwurf ging erneut in den Block und ins Toraus. Nachdem Toffee den Ball nach einem Querpass auf den linken Flügel leider knapp verwarf, war endlich Halbzeit. Damit verbesserte die zweite Herren ihren Parteiball-Rekord von knapp fünf Sekunden auf starke achtzig. Nach Wiederanpfiff schwächten Zeitstrafen das Spiel beider Mannschaften. Vereinszwerg Sören wurde vom Innenblock des TuS Brake gewaltsam aus der Luft zurück auf den Boden der Tatsachen befördert, während Sepp einem braker Rückraumspieler von hinten in den Arm griff. Gegen Mitte der zweiten Halbzeit gönnte sich Sepp dann gemeinsam mit einem anderen Braker noch zwei weitere Minuten Pause, nachdem sie aneinandergeraten waren und der Schiedsrichter prompt beide der Spielfläche verwiesen hatte. Doch auch diese Phase konnte der Gastgeber gewinnbringend nutzen und die sieben-Tore-Führung zur Halbzeit auf elf Tore erweitern.

Auch in der Schlussphase des Spiels ließen die zweiten Herren nichts mehr anbrennen, obwohl dasAngriffsspiel etwas unstrukturierter wurde und Brake im Vergleich zum Anfang deutlich wacher war. Man nahm sich viele unnötige Würfe aus dem Rückraum und erlaubte sich einige vermeidbare technische Fehler. Lichtblick in dieser Phase war Rechtsaußen-Phänomen Künsi, der durch drei ästhetische Heber wie aus dem Lehrbuch die hohe engeraner Führung aufrecht erhielt. In den Schlussminuten gab es dann noch ein weiteres Highlight. Nach dem Ausfall des Torwart-Helden hatte Trainer Cwetti vergangene Woche kurzfristig seinen Sohnemann Fynn, eigentlicher Fußballtorhüter, zum besten Sport der Welt rekrutiert und mit einem Spielerpass ausgestattet. Nachdem dieser bei seinem Debüt die ersten Paar Würfe allein durch seinen Blick ins Toraus gelenkt hatte, musste er schließlich auch eingreifen und konnte dabei seine ersten Paraden im Handball verzeichnen. Am Ende gewannen die Engeraner das Heimspiel trotz des frühen Anpfiffs souverän mit neun Toren Vorsprung.

Die zweiten Herren bedanken sich bei allen Involvierten für das Faire Spiel und besonders bei den anwesenden Fans für ihre frühe Unterstützung! Für den TVC spielten: Fynn, Pille; Louis (8/5), Steve (6), Kaiser (3), Künsi (3), Sören (2), Mika (1), Nico (1), Toffee (1), Börek, Heinrich, Nülle, Robin, Schulle, Sepp